Wie Marktforscher Betrug erkennen: Betrugsprävention bei bezahlten Meinungsumfragen
Bei Meinungsumfragen ist für die Marktforschungsunternehmen und deren Auftraggeber, für die die Daten erhoben werden, von oberster Bedeutung, dass die Datenintegrität und -validität gewährleistet ist. Um aussagekräftige Ergebnisse für die Auftraggeber erheben zu können, werden deshalb von den Marktforschern verschiedenste Methoden der Betrugs- und Manipulationsprävention angewandt, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden. Dies könnte z.B. durch unlautere Nutzung des Angebots, an bezahlten Umfragen teilzunehmen, geschehen, in dem der einzelne Umfrageteilnehmer wahllos oder unachtsam auf die Fragen in den Umfragen geantwortet wird.
Von viel größerer Bedeutung für die Marktforscher in Hinblick auf die Betrugsprävention sind jedoch professionelle Betrüger, die z.T. bandenmäßig agieren um Profit aus ihren betrügerischen Aktivitäten zu generieren. Im Rahmen dessen kommen auch automatisierte Bots zum Einsatz. Auch die Teilnahme mehrerer Personen innerhalb eines Nutzerkontos können durch präventive Maßnahmen aufgespürt und aus den Datensätzen entfernt werden. Es haben sich daher sowohl in der wissenschaftlichen Praxis als auch im kommerziellen Marktforschungssektor vielfältige Schutzmaßnahmen etabliert, um die Datenerhebung vor Verfälschung zu schützen.
Im Rahmen der automatisierten Betrugsprävention kommt es aber leider auch immer wieder zu Fehlalarmen und daraus resultierenden Kontoschließungen von ehrlichen Nutzern, die sich oft gar nicht erklären können, was sie falsch gemacht haben könnten.
Da auch redliche Teilnehmer an bezahlten Umfragen von der Kenntnis einzelner Betrugspräventionsmaßnahmen profitieren können, um eigene Fehler zu vermeiden, die ggf. zur Sperrung Ihres Kontos führen könnten, möchte ich im nachfolgenden kurz auf die einzelnen Betrugspräventionsmaßnahmen eingehen.
Betrugsprävention bei bezahlten Umfragen
Identitätsprüfung der Teilnehmer
Eine zentrale Vorgehensweise ist die Identitätsprüfung der Befragten Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Durch die Abfrage persönlicher Merkmale wie deren Geburtsdatum, deren Anschrift und vielen weiteren Angaben soll ausgeschlossen werden, dass einzelne Personen mehrfach an den Umfragen teilnehmen. Bei Online-Befragungen werden die Angaben der Probanden mit Referenzdatenbanken abgeglichen, um die korrekte Identifizierung zu gewährleisten und Nutzer bei Abweichungen aus dem Testfeld entfernen zu können.
Captcha-Tests und Bot-Erkennung
Ein zunehmendes Problem bei digitalen Befragungen stellen für die Marktforschungsunternehmen sogenannte Bots dar, also Computerprogramme, die automatisiert Aufgaben am PC erledigen können. Um dies zu unterbinden, implementieren viele Marktforschungsinstitute Captchas, doch da auch hier die Bots immer besser in der Lösung dieser werden, werden vermehrt Capchas eingesetzt, für deren Lösung man eine audio/visuelle Wahrnehmung benötigt.
Auch die Bewegungen der Maus können aufgezeichnet und analysiert werden. Mittels verschiedener Trackingtechnologien werden alle Mausklicks, das scrollen auf den Umfrageseiten etc. in Echtzeit aufgezeichnet und mit den Mustern normaler Nutzer abgeglichen. Bei Auffälligkeiten schlägt das System dann Alarm. Darüber hinaus werden auch die Zeiten gemessen, die Nutzer auf einzelnen Seiten und z.T. auch mit einzelnen Fragen verbringen.
Zunehmend werden auch reverse captchas eingesetzt. Bei diesem Verfahren müssen die Umfrageteilnehmer nach Abschluss der Umfrage erneut Captchas lösen. Mit Hilfe von reverse captchas können bots aufgehalten werden, die programmiert wurden captchas vor der Umfrage zu lösen und die Seite nach beenden der Umfrage zu schließen. Auffällige Muster in den analysierten Datenströmen weisen die Marktforscher dann auf Bots hin, worauf diese tätig werden und entsprechende Nutzerkonten sperren und die verdienten Punkte verfallen lassen.
Automatisierte Plausibilitätstests in Echtzeit
Ein weiterer Ansatz bei der Betrugsabwehr sind computergestützte Plausibilitätstests während der Umfrage, im Rahmen derer ein Algorithmus die bisherigen Antworten des Befragten laufend auf Konsistenz und Glaubwürdigkeit hin analysiert. Stimmen Antwortmuster oder die zeitliche Reihenfolge der Angaben nicht mit den berechneten Ergebnissen überein, werden weitere Maßnahmen ergriffen um den Verdacht zu bestätigen oder zu entkräften. Durch den Einsatz von Algorithmen und künftig sicher auch vermehr der künstlichen Intelligenz, können die Marktforscher bereits während des Ausfüllens der Fragebögen mögliche Manipulationen oder Falschangaben erkennen und verhindern, dass die falschen Daten in die Datensätze mitaufgenommen werden.
Abfrage und Abgleichung von persönlichen und sozioökonomischen Daten
Im Rahmen der Identitätsprüfung werden persönliche Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsstand der Teilnehmer erhoben. Auch Wohnort, Anschrift und Geburtsdaten werden erhoben und mit Datenbanken abgeglichen. Auffällige Diskrepanzen in den Antworten auf Rahmenfragen könnten auf Fälschungsversuche oder Identitätswechsel hinweisen, also beispielsweise dass eine Person vorgibt eine andere Person zu sein oder aber auch, dass sich mehrere Personen einen Umfrageaccount teilen.
Plausibilitätschecks der Antworten
Die Antworten der Umfrageteilnehmer werden automatisch auf ihre Plausibilität und Konsistenz hin überprüft. Dabei fallen auffällige Muster wie extreme Antworten außerhalb der Norm oder Widersprüche zwischen verwandten Fragen auf und können als Indiz für ein betrügerisches Verhalten seitens des Umfrageteilnehmers gelten.
Späte Auszahlung der Aufwandsentschädigung
Um die Motivation zur Manipulation zu verringern, werden die Vergütungen für Umfrageteilnehmer erst nach einer mehrwöchigen Sperrfrist, die mit einer Validierungsprüfung der Daten einhergeht, an die teilnehmenden Probanden ausgezahlt. Dies schreckt professionelle Betrüger jedoch nicht ab.
Gezieltes Nachfragen bei auffälligen Antworten
Umfrageteilnehmer die Anworten jenseits der zu erwartenden Norm geben, werden mit gezielten Fragestellungen dazu gebracht, die Integrität ihrer eigenen Antworten zu überprüfen und oft unbemerkt dahin geleitet, die gleichen Fragen noch einmal in anderer Fragestellung zu beantworten. Werden hier andere Antworten gegeben, lässt dies auf Manipulation des Umfrageteilnehmers schließen.
Fallenstellung durch gezielte Fragestellung
Im Rahmen der Betrugsprävention werden oft auch Fragen gestellt, die nichts mit dem eigentlichen Thema der Befragung zu tun haben bzw. nicht in die Auswertung der Datensätze einfließen. Diese Fragen dienen als Falle, um Nutzer auszuschließen, die zu schnell antworten und sich durchklicken ebenso wie bei der Botprävention.
Auch sogenannte Schätzfragen gehören zu den Fallen, die Marktforscher unlauteren Teilnehmern stellen um diese zu überführen. Entsprechend dem Persönlichkeits- und Berufsprofil werden hierbei teilweise Fachfragen gestellt, die sich mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten nicht eindeutig beantworten lassen. Klickt der Nutzer hier auf eine falsche Antwort, wird ihm dies negativ ausgelegt.
Geotracking, Vergleich von Log-In Daten und Mustern
Loggt sich ein Teilnehmer von bezahlten Umfragen innerhalb kurzer Zeit von weit entfernten Orten ein, deutet dies auf Betrug hin und das Konto wird sofort gesperrt. Leider kann dies auch immer wieder vorkommen, wenn Personen sich nacheinander über verschiedene Mobilgeräte und den Desktop PC einloggen. Auch der Login aus dem Urlaub ist nach den Nutzungsbedingungen der meisten Anbieter von bezahlten Umfragen ausdrücklich verboten.
Stichprobenartige Überprüfung
Einige Marktforscher gehen sogar soweit, einzelne Befragte telefonisch zu kontaktieren um verschiedene Angaben des Nutzers erneut abzufragen und so Diskrepanzen zu finden. Dies ist aber bei Onlineumfragen nur äußerst selten der Fall, also keinesfalls die Regel.
Allianzen unter den Marktforschern gegen Betrüger
Einige große Marktforschungsinstitute haben sich zusammengetan und gleichen immer wieder die von Ihnen erhobenen Datenanalysedaten miteinander ab, um Marktforscher übergreifende Muster im Rahmen von Manipulationsversuchen auf Onlinebefragungswebseiten aufzudecken. Viele der professionellen Betrüger sind nämlich auf mehreren Plattformen unterwegs und unterhalten etliche Konten, mit denen sie versuchen automatisiert Geld zu machen.
Mein Fazit:
Der Betrug bei bezahlten Umfragen lohnt sich für den normalen Umfrageteilnehmer nicht. Der normale Nutzer, der versucht schnell durch die Fragen zu kommen wird heutzutage recht zuverlässig erkannt und verliert all die angesammelten Punkte, sein Guthaben und sein Nutzerkonto. Auch für die Teilnahme an künftigen Umfragen, wird der Befragte dann anhand von Namen, Alter Geburtsdatum etc. für immer ausgeschlossen.
Als regulärer Teilnehmer lohnt es sich vielmehr, immer ehrlich zu antworten und aufmerksam zu lesen. Sich Zeit zu nehmen für die Befragung und die Antworten nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben.
Viele Marktforscher zahlen sogar höhere Aufwandsentschädigungen pro Umfrage, wenn Teilnehmer seit langer Zeit dabei sind und valide Datensätze generieren. Der Betrug lohnt sich also nicht für den normalen Nutzer.
Wer profitiert vom Betrug?
Vom Betrug profitieren vor allem professionelle Akteure und Banden, die mit automatisierter Software oder „Mitarbeitern“ in Billiglohnländern mit tausenden von Fake-Accounts an tausenden und abertausenden von Umfragen in Industrienationen teilnehmen und die Gewinne dann abschöpfen.
Ein Verhalten dass auch die ehrlichen Panelisten betrifft, die z.T. mit sinkenden Vergütungen bei bezahlten Umfragen leben müssen oder resultierend aus den betrugsabwehrenden Maßnahmen im Rahmen von Fehlalarmen ausgeschlossen und gebannt werden können.
Das erklärt so einiges. Jetzt verstehe ich auch, wieso ich bei LifePoints gebannt wurde. War scheinbar doch meine Schuld OH MANN hätte ich das nur früher gelesen ey
Sehr interessant zu lesen. So verstehe ich die Mechaniken besser, die zum Screen Out etc. führen können. Schön aufbereitet, danke dafür!